Alternative Energien und Umweltbewusstsein in Spanien

Interview mit Dr.-Ing. Reinhard Hefele.

Wann haben Sie Ihre Firma gegründet?

Im Jahr 2000. Ursprünglich wollten wir uns auf eine reine Unternehmens-Beratung konzentrieren. Dann lernten wir ein unsichtbares, ökologisches und gesundes Heiz- und Kühlsystem auf der Basis von Kapillarrohrmatten kennen, bauten es erst in unsere eigene Finca ein - und waren begeistert. Ebenso wie alle Besucher, die sommers wie winters immer mit dem ähnlichen Satz bei uns eintraten: "Bei Euch ist es aber angenehm!" Sofort wollten erst alle Freunde und Bekannten dieses System von uns. Die Herstellungsfirma hatte auch noch keinen Vertrieb in Spanien und so sind wir seit dem Jahr 2002 der Spezialist auf diesem Gebiet. Was uns einen Knowhow-Vorsprung verschafft ist von vornherein die Erfahrung und die Berücksichtigung unseres mediterranen Klimas. Sehr oft scheitern nämlich Mitbewerber hier, weil sie mit der Erfahrung aus Deutschland hierher kommen. Es ist eben Spanien und gehört zu einer speziellen Klimazone.

Bieten Sie neben Heizung / Klimatisierung und Solarenergie noch weitere Möglichkeiten für umweltbewusstes Wohnen an?

Nur, wenn es synergetisch dazu passt. So rate ich zum Beispiel den Bauherren immer auch zur Isolierung: Sie wurde in der Vergangenheit noch sehr vernachlässigt, dabei ist eine gute Isolierung schon die halbe Lösung. Zur Zeit prüfen wir - verbunden mit einem europäischen Förderprojekt - den Einsatz von Lehmprodukten, auch in Verbindung mit unseren Kapillarrohrmatten an der Wand zum Beispiel. Nicht umsonst gibt es in Spanien bzw. Nordafrika die Tradition von Lehmbauten, auch unsere alte Finca hat an zwei Seiten im Altbau Wände aus Stein und Lehm. Ansonsten konzentriere ich mich auf unser Kerngebiet mit der Zielsetzung, hier immer an der Spitze der Technologie zu stehen. Dazu gehört auch die modernste Regelung der Heizung und Kühlung in automatisierter und programmierter Abhängigkeit von Innen- und Außentemperatur, Luftfeuchte etc. Die Regelungen werden in enger Zusammenarbeit mit den Entwicklungsabteilungen der Zulieferer in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf unsere Bedürfnisse hin hergestellt.Ich selbst entwickele die Softwareprogramme dafür, denn im "Norden" versteht man eben die Probleme hier nicht. Auch mit dieser Feinabstimmung aller Komponenten kann man noch mehr zur Energieeinsparung beitragen.

Außerdem kann ich jede Baustelle fernüberwachen per Internet, so dass es für uns keine Probleme gibt, Projekte in Menorca, Nordspanien, Madrid bis Cadiz und Lanzarote zu betreuen. In Mallorca läuft zur Zeit ein Projekte von uns zu einem Niedrigenergiehaus eines deutschen Unternehmers, das zum Modell werden kann. In Sotogrande zum Beispiel geht es um die Ausstattung einer Bodega, die ja eine bestimmte Temperatur und Luftfeuchte immer beibehalten muss, bei jedem Wetter, u nur zwei extreme Beispiele zu nennen.

Wie gehen die Spanier mit alternativen Methoden für Energiegewinnung um? Welche Nationen befürworten die alternativen Möglichkeiten mehr, Spanier oder Deutsche? Falls es nicht die Spanier sein sollten: Wieso ist es so?

Das kann man so nicht vergleichen. In Spanien war lange Jahre der Strom spottbillig, so dass hier sich keine Spar-Tradition entwickeln musste. Außerdem ist das Klima milder, wenn man auch Maklern nicht auf den Leim gehen darf, die Objekte verkaufen mit dem Argument: "Und dann brauchen Sie hier keine Heizung!" Spätestens im ersten Winter hört man dann vom Kunden: "Ich habe noch nie so gefroren wie hier!". Doch ist es auch hier nach Gegenden unterschiedlich. Die Provinz Cadiz, die auch umweltbewusster dachte und ihre Küsten im Immobilienboom nicht so verbaute wegen der geschützten Pinienwälder, die förderte schon lange Solarenergie. Auch Portugal ist da seit Jahren Spanien voraus. Wir betreuen auch eine große Urbanisation mit 270 Wohnungen an der Costa del Sol, die schon in den 70er Jahren so modern war und Luft-Wasser-Wärmepumpen einbaute.

Heute, d. h. seit einigen Jahren, ist hier längst ein Umdenken im Gange - endlich! - und heute ist ja Spanien führend in Europa mit Windenergie und den großen thermischen Solarkraftwerken. Gerade auch die junge Generation denkt da anders als ihre Väter. Gut für uns, denn unsere Firma ist auch in der Krise gut ausgelastet und bietet unseren spanischen Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze!
Ein Problem allerdings ist hier, dass sich diesen genannten Energiekuchen die großen Energiekonzerne in Spanien fast allein teilen. Anders als in Deutschland gibt es leider immer noch keine Rechtssicherheit und Umsetzung europäisch vorgegebener Richtlinien fürs Einspeisen ins Stromnetz privater Photovoltaik- oder Windenergieanlagen. Hier müsste in Madrid einiges getan werden.

Wie kostspielig ist es sein Haus auf Solar umzustellen? Wie lange dauert es bis man die Kosten abgewohnt hat?

Das ist eine typische Frage, die eigentlich an der Sache vorbei geht: Geht es immer nur ums Geld? Geht es nicht auch um umweltbewusste Verantwortung? Klar, rein rechnerisch schreckt es manche Bewohner im Rentenalter ab, wenn man sagen muss: etwa in 8 Jahre amortisiert sich Deine Solaranlage nach dem heutigen Strompreis. Aber zur Zeit leben wir mit einer fast halbjährlichen Stromerhöhung auch in Spanien, so dass man von schnellerer Amortisation ausgeht. Aber inzwischen spart man eben Energie und lebt mit reinerem Gewissen. Natürlich gibt es auch Förderungen, aber bei der Solarenergie werden die weniger bzw. abgeschafft und bei Neubauten schon sinnvollerweise vor allem fürs Warmwasser gesetzlich vorgeschrieben.

Solarenergie gibt es seit vielen Jahren. Ich habe nicht das Gefühl, dass es besonders viel verbreitet ist. Sehen Sie das anders?

Das kommt daher, dass direkte Solarenergie eigentlich nur für Warmwasser wirtschaftlich ist. Und auch da muss man eine zusätzliche Energiequelle für die trüben und regnerischen Tage vorsehen, genau dann, wenn man es am meisten braucht! Oder es wird auch experimentiert mit Riesenspeichern, doch sind die sehr teuer und nicht überall ist Platz dafür vorhanden. Was aber mein Konzept angeht, so bevorzuge ich die warme Luft, die ja ebenfalls von der Sonne her kommt, also die indirekte Solarenergie, in Form de Luft-Wasser-Wärme-Pumpe. Sie zieht ihre Energie immer aus der Umgebungsluft hier, die doch in der Regel kaum unter 5 Grad geht. Diese Energiequellen sind heute gut weiter entwickelt worden und haben heute einen hohen Standard. In Deutschland hat die Luft-Wasser-Wärmepumpe ein schlechtes Image, weil sie natürlich bei den tiefen Außentemperaturen nicht den Wirkungsgrad wie hier bei uns erreichen kann. Alles schwärmt dort von der überaus teuren und problematischen Geothermie mit Tiefenbohrungen. Doch die in Deutschland funktionierende sog. stille Kühlung funktioniert hier im Sommer wegen der höheren Bodentemperaturen nicht. Will Ihnen in Mallorca jemand Geothermie mithilfe von Tiefenbohrungen anbieten, so werden Sie erst einmal skeptisch: Warum sich das Leben verkomplizieren, wenn man mit der Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit meinem System der Kapillarrohrmatten + Regelung und vielen Detailoptimierungen die gleichen Wirkungsgrade erzielen kann wie mit der Geothermie in Deutschland?

Was glauben Sie, wieviele Jahre es noch dauern wird bis alternative Energien sich durchsetzen?

Kann ich überhaupt nicht voraus sagen. Es gibt die unterschiedlichen Mentalitäten: Deutsche, Österreicher, Schweizer, Holländer und Skandinavier sind immer noch meine Hauptkunden. Kaum Engländer übrigens, die müssen ein Abhärtungsgen haben, denen genügt oft ihr Kamin, bei dem sie vorne braten und im Rücken eine kalte Wand ertragen. Die gehen ja am Strand hier bei uns auch noch im Januar mit nackten Füßen in Sandalen und Spaghettiträgern! Spanier halten immer noch die blasende Air Condition für der Weisheit modernster Schluss und wundern sich über Allergien bei ihren Kindern. Wie gesagt, die junge Generation der Spanier ist aufgeschlossen, kommt frisch von der Uni mit neuen Erkenntnisssen, belagert übrigens die entsprechenden Stände auf der großen Climatización-Messe jedes 2. Jahr in Madrid - hat aber oft kein Geld, um ihre Pläne umzusetzen. Alles eine grob vereinfachte Sicht natürlich. Architekten der alten Schule haben nach meiner Erfahrung auch nicht viele Ambitionen, von ihrem althergebrachten Stil und ihren eingespielten Kontakten abzuweichen. Und so sind es auf diesem Gebiet tatsächlich wir Mitteleuropäer, die mit gutem Beispiel voran gehen müssen, Spanier zu uns einladen, damit auch sie sagen: "Bei Euch ist es aber angenehm!".

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